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Halt an wenn du es Eilig hast

Allgemeines über Stress

Halt an wenn du es Eilig hast.

In der Ruhe liegt die Kraft. Diese alte buddhistische Weisheit kennen wir alle. Aber mal ehrlich wer lebt nach diesem Lebensmotto? Unser Leben ist hektisch und stressig geworden. und jeder hat seine ganz eigenen individuellen Stressmomente die Körper, Geist und Seele belasten. Warnsignale unseres Körpers werden nicht mehr wahrgenommen.


Ich finde Otto Reutter hat das hektische Leben in seinem Gedicht schon im vorigen Jahrhundert wunderbar beschrieben:


Ach, was sind wir dumme Leute...
Ach, was sind wir dumme
Leute -
wir genießen nie das Heute.
Unser ganzes Menschenlebenist ein Hasten,
ist ein Streben,ist ein Bangen, ist ein Sorgen -
heute denkt man schon an morgen,
morgen an die spät´re
Zeit -
und kein
Mensch genießt das Heut´-.

auf des Lebens Stufenleiter
eilt man weiter, immer weiter.
– –Ja, wir leben zu geschwind heut –
gar zu schnell entflieht die Kindheit
schon der
Knabe in der Schule
sitzt nervös auf seinem Stuhle –
von der Fibel wird ihm übel,
nur mit Sträuben lernt er schreiben,
und am liebsten möchte‘ er raus
aus dem schönen Elternhaus,
denn er glaubt, es sei gescheiter

immer weiter, immer weiter ––

Kommt er dann erst in die Lehre,
denkt die halberwachsene Göre:
"Ach, wenn ich bloß erst größer wär'
,als
Soldat beim Militär
" Aber ist er dann Rekrut - ach, wie ist ihm dann zumut'…
Da singt er ganz andere Lieder:
Nach der
Heimat moecht' ich wieder.
Waer ich doch erst Gefreiter -
und dann weiter, - immer weiter.––.

Ist die
Schulzeit dann zu Ende,
steht er an der Lebenswende,
--dünkt sich groß wie irgendeiner, --
wird als Lehrling sehr bald kleiner; -
-wird gepufft und angepfiffen,
bis er endlich hat begriffen,
dass man nur durch Fleiß und Streben
sich behaupten kann im Leben. –
Und sein Pflichtenkreis wird breiter, -
-immer weiter, immer weiter – –I

st er Anfang Zwanzig eben,
denkt er schon ans Eheleben.
Ja, in einem Tanzlokale
sieht er sie zum ersten Male –
und am Abend bringt er’s Liebchenschon nach Haus
bis vor ihr Stübchen.
Hold errötend sagt die Maid:„Junger Mann, Sie gehn zu weit“
Doch trotzdem geht der Begleiterimmer weiter,
immer weiter – –

Er, noch ganz erhitzt vom Tanze,
sagt zu ihr: „Ich geh‘ aufs Ganze!“
Immer näher kommt zur Maid er –
sie rückt weiter, immer weiter.„
Komm“, sagt er, „‘s ist nicht gefährlich,
wirst mein Weibchen brav und ehrlich,
In sechs Wochen bist du mein“, --
Und er küsst das Mägdelein!
Und nun sagt sie froh und heiter:„Küsse weiter, immer weiter“ – –

Ja, nun zählt er die Sekunden
bis man ihm mit ihr verbunden.I
st das nicht ein toller Einfall?‘s hat doch Zeit mit solchem Reinfall!
Er nimmt die geknickte Lilie.
Bald vermehrt sich die Familie,
und nach kurzem hat er schonauf dem Schoß den ersten Sohn.
Erst kommt einer—dann ein zweiter –
und so weiter, immer weiter – –

Nun beginnt erst recht das Plagen,
oft hört man die beiden sagen:„
Wenn wir nur die Sorgen los sind
,wenn die Kinder nur erst groß sind,
dann strahlt uns der Himmel heiter.“
Und sie schaffen immer weiter
,lassen blind beim Vorwärtsgehn ihres Lebens Rosen stehn,
suchen Tausendguldenkräuterimmer weiter, immer weiter – –

So entflieht die Zeit
wie’n Traum und die beiden merken’s kaum –
erst verheiraten sie ihr Mariechen,
dann verlob’n sie ihr Sophiechen,
dann kommt Walter zur Marine,
dann lernt Englisch die Pauline –
dann macht Wilhelm sein Examen –
dann komm’n noch zwei junge Damen –
eine sechzehn – eine vierzehn –das kost’t Kleider, Hüte, Schürzen

um die richtig auszustatten
für den künft’gen Herrn und Gatten.

Niemals weiß man, wie man dran ist,
nie gibt’s Ruhe –
nie gibt’s Frieden –
wenn die eine an den Mann ist,
ist die andre schon geschieden.
Wenn die Jüngste noch zu haben,
hat die Ält’ste schon ‘nen Knaben,
erst kommt einer – dann ein zweiter
und so weiter – immer weiter – –

Sehn Sie, so entfliehn die Jahre.
Großpapa hat weiße Haare. –
Und der Mondschein zieht sich breiter
immer weiter, immer weiter –

Und er seufzt: „Wie schön der Mai ist,
sieht man erst, wenn er vorbei ist.“
„Ach, wir waren blind“, so klang er
und zu seinem Enkel sagt er:
„Nutz den Frühling deines Lebens,
leb im Sommer nicht vergebens
denn gar bald stehest du im Herbst
wenn der Winter naht, dann sterbste.
und die Welt geht trotzdem heiterI
mmer weiter, immer weiter“ – – (Otto Reutter * 24. 04 1870 † 3. 03 1931)











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